Wir alle stammen aus der Kindheit und diese Tatsache bewegt mich, immer wieder das zu mahlen, was ich selbst erlebt habe, was eine Spur in meiner Seele hinterlassen hat. Ich bin ein glücklicher Mensch, ich bin in einer Familie geboren, wo Familienzusammenhalt einen großen Wert hatte, wo die älteren Leute geachtet wurden und wo alle Familienglieder einen großen Respekt für einander hatten. Sowohl Kinder als auch Erwachsene müssen die Wahrheit über sich selbst wissen.

Nino Chakvetadze

Nino Chаkvetadze wurde 1971 in Tiflis geboren. Seit 1986 bis zum 1990 studierte sie an der Kunsthochschule, von 1990 bis zum 1996 setzte sie an der Staatlichen Kunstakademie Tiflis in der Fakultät für Malerei ihre Bildung vor. Seit 1997 ist sie Mitglied der Union der Künstler Georgiens.

Das Universum von Kindheit

Das Leben vom Kind ist kein Paradies, sondern ein Drama

J. Korсzak

Ein kleiner Mensch blickt durch die halbgeöffnete Tür hinaus. Er schaut in die Welt interessiert aber zurückhaltend hinein. Wer ist da? Was ist da alles passiert? Die Welt draußen, weit vom warmen Nest, von zu Hause entfernt, scheint fremd, unverständlich, riesig und, vielleicht auch unfreundlich zu sein. Ein dunkles Loch. Die Tür ist plötzlich zu und das Kind befindet sich draußen, im Herzen vom pulsierenden Leben. Aber er sieht keine Menschen, er sieht bloß ihre Beine, die in Eile vorbeilaufen. Auch wenn das Kind seinen Kopf hebt, wird er trotzdem zu klein sein, um die Gesichter unterscheiden zu können. Und die erwachsenen Männer und Frauen können es nicht sehen oder hören. Sie haben es zu eilig, um nach unten zu schauen.

Deswegen, vielleicht gibt es keine Erwachsenen im Kunstuniversum der Malerin Nino Chakvetadze. (Die älteren Menschen zählen nicht, da sie auch wie große Kinder sind). Mit ihren Bildern erzählt die Malerin über Autonomie der Kindheit. Über ihre ungeschickte Hilfslosigkeit, Naivität und Zerbrechlichkeit. Über ihre Reinheit und Heiligkeit. Sie erzählt über die Einsamkeit der Kindheit (Ihr aller wichtigstes Thema ist die Einsamkeit der Kindheit).

Die Kinder, die Helden der Kunstwerke von Nino sind ein bedingungsloser Teil von der Schöpfung Gottes, der „sehr gut“ ist (Genesis 1.4). Die Kinder sind die Inspiration dieser Schöpfung, ihr schönster Teil.

Der belebende, mütterliche Teil der Natur ist anziehend für die Kinder. So anziehend und wichtig ist die Tröstung und Liebe, die sie so dringend brauchen. Und die Kinder fühlen sich ganz Wohl überall: Unter den Sternen in der dunklen Nacht. („Die Nacht ist wie ein dunkler Schirm unter den Sternen“, so sagte ein 8-Jähriges Mädchen) und in den flauschigen Löwenzahnblüten am sonnigen Tag. Die Welt, der „so gut ist“ ist vom Gott als Paradies geschaffen, damit die Menschen sich hier glücklich fühlen). In den Bildern von Nino erfahren die Kinder, dass die Welt das glückliche Paradies ist. Sie sehen es, vielleicht, sogar mit ihren innerlichen geistigen Augen. Die Welt, die kaum zu erfassen ist, zieht Kinder mit Freundlichkeit und Schönheit an. Entspannt und fröhlich, schelmisch und inspiriert, so leben die Kinder in der Mitte der Natur. Sie haben keine Angst von der Natur, sie spielen da wie auf dem Spielplatz, frei von allen Ängsten. Die Mütterlichkeit und die Liebe der Natur befreien und inspirieren die Kinder kreativ zu sein. Ein kleiner Junge spielt Geige in der frischen Luft. Die Sonne und Blumen begleiten ihn. Nur ihnen und seinem kleinen Hund kann er seine Musik anvertrauen. Nur ihnen kann er seine Seele öffnen.

„Du bist mein Engel“ — flüstert voll Liebe und Zärtlichkeit eine Mutter ihrem Kind. Die Künstlerin spiegelt in ihren Werken die Zärtlichkeit, Bewunderung und Mitleid für Kinder wieder. Für sie sind die Kinder den Engeln innerlich und äußerlich ähnlich, und die Flügel, die anche von ihnen haben, sind nur ein optionaler Strich.

Für Nino Chakvetadze sind die Kinder die Engel auf dieser Erde. Sie sind sauber, deswegen Gottes Reich für sie geöffnet ist. Und die Engel vom Himmel fliegen zu Kindern wie die Schmetterlinge zu Nektar. Die Kinder in den Kunstwerken von Nino Chakvetadze sind sanftmütig, inspiriert, konzentriert aber gleichzeitig sind sie geheimnisvoll und melancholisch. Sie sind noch weit von den Leidenschaften der Menschen, die Reflexe der Erwachsene sind Ihnen noch nicht bekannt, aber sie haben trotzdem keine bedenkenlose und sprudelnde Freude und Gelassenheit. Ihr innerliches Leben ist sehr intensiv, die Kinder sind fast introvertiert. Dies bremst sie ab und macht ihre Bewegungen statisch, fast meditativ. In den großen Augen von Kindern, die man mit dem See vergleichen kann, kann man viele Fragen,
Zweifel, Erwartungen lesen.

Mann kann, natürlich, sich auf dem Zweig des Baumes unter dem Flügel einer Eule gemütlich machen. Einen Schneemann zusammen mit dem Engel bauen. Zusammen mit dem Freund in einem Boot unter dem Sternenhimmel segeln. Die Gesellschaft des Kuschelbären genießen. Sich im Tanz drehen und von einer Ballerine träumen.

Das ist doch Glück, nicht wahr?
Aber… von einer anderen Seite…
Es ist so schade, dass Weihnachten, auf das man so lange gewartet hat, so schnell vorbei ist.
Es ist so traurig, dass man den kleinen obdachlosen Kater nicht nach Hause mitnehmen darf.
Es ist so unheimlich, dass diejenige, die den Blumenstrauß bekommen muss, einfach nicht kommt.

…. Ein Mädchen steht auf dem Strand. Sie hat ein blaues Kleid an und ein Rosenkranz auf dem kleinen Kopf. Das Meer. Die Wellen. Die Möwen. Mit bescheidenen malerischen Mitteln ruft die Künstlerin bei uns die Empathie hervor. Sie fordert uns auf in den Gemütszustand des Kindes einzutauchen. Die leichte Asymmetrie in der Komposition des Bildes, die Bewegung nach rechts zeigt uns, dass das Mädchen in die Zukunft schaut, es schaut in das Meer des Lebens, das bald zu überqueren ist. Sein Instinkt ist das Vertrauen in diese Zukunft…

Und noch ein Bild. Zwei ältere Leute schauen verzaubert in die kleine Wiege mit neugeborenem Baby hinein. Das heilige Geschenk des Lebens. Für Nino Chakvetadze ist das Leben das größte Geschenk der Schöpfung.

Ein obdachloses Aschenputtel wandert durch die Welt. Es ist ein verkörpertes Gefühl. Und die Kinder
sind die Herren der Gefühle. Sie sind auch Dichter und Denker. Verehren Sie die saubere, helle,
unbefleckte, heilige Kindheit!

J. Korzcak